Die Saatgut- und Kartoffelwirtschaft Mecklenburg-Vorpommern – wichtiger Partner zur stabilen Versorgung mit Nahrungsmitteln

kartoffelfeld

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Berufskolleginnen und -kollegen,

der Vorstand des SVM M/V e. V. und seine Gremien machen sich aufgrund der gegenwärtigen weltpolitischen Entwicklung große Sorgen aus menschlichen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten. Als verantwortungsvoller Partner für die Produktion von Z-Saatgut und Kartoffeln aller Art wurden in der Vorstandssitzung unseres Verbandes, am 11.03.2022, die Verantwortung der Branche für die Sicherung der Ernährung in vollem Umfang dargestellt. Saatgut ist die Grundlage des Pflanzenbaus. Dabei spielen Kartoffeln, weltweit eines der wichtigsten Nahrungsgüter, eine besondere Rolle. Das sehen wir bei Kartoffeln gegenwärtig auch gerade bei den sehr komplizierten Exporten. Aufgrund der gegenwärtigen Situation in Europa, wäre die Politik gut beraten, wenn sie bestimmte Vorstellungen der neuen Agrarpolitik, hinsichtlich der Entwicklung des ökologischen Landbaues sowie anderen vorgesehenen Regularien, nochmals auf den Prüfstand stellt. Erste Ansätze diesbezüglich sind bereits festzustellen.

Ein weiterer wichtiger Punkt unserer Besprechung war die neue Agrarpolitik ab 2023.
Zu diesemThema gab es einen regen Erfahrungs- und Gedankenaustausch. Wir brauchen, so der allgemeine Tenor, zukünftig eine Landwirtschaft, die Umwelt-, Arten- und Klimaschutz in vernünftiger und nachhaltiger Weise mit der Wettbewerbsfähigkeit und Wirtschaftlichkeit verbindet. Die Landwirtschaft muss aber jederzeit in der Lage sein, die Versorgung des Volkes zu sichern.

Stabile Erträge in der Pflanzenproduktion setzen unter anderem voraus, dass hochwertiges, zertifiziertes Saat- und Pflanzgut, nach Möglichkeit mit neuen Züchtungsmerkmalen, verstärkt zum Einsatz kommt. Mit nur 52% Einsatz von Z-Saatgut in Deutschland, in Mecklenburg-Vorpommern sind es 70%, haben wir dahingehend noch Luft nach oben.

1. Vermehrungsproduktion

Mecklenburg-Vorpommern ist nach Niedersachsen das zweitgrößte Bundesland in der Vermehrungsproduktion. Auf durchschnittlich 26.000 ha wird die Vermehrungsproduktion von 380 landwirtschaftlichen Unternehmen durchgeführt. Entscheidende Partner der Landwirte sind dabei die Pflanzenzüchter, die VO-Firmen und die zuständigen Behörden (LALLF, LFA, LMS/LUFA) des Landes. Insgesamt werden im Land ca. 180.000 t Saatgutrohware produziert. Der Anteil der ökologischen Vermehrung betrifft 10% der Vermehrungsfläche. Saat- und Pflanzgut aus Mecklenburg-Vorpommern wird deutschlandweit, aber auch in mehr als 30 Ländern der Welt eingesetzt. Darauf ist die Branche sehr stolz. Im Einzelnen wurden 2021 folgende Kulturen im Land vermehrt:

Fruchtart 2017 in ha 2019 in ha 2021 in ha
Getreide insgesamt 15.489 19.497 15.782
Gräser   2.542   2.638   3.007
Leguminosen   2.661   3.238   5.007
Sonstige

Futterkulturen

 

97

 

104

 

73

Ölfrüchte      252      170       92
Mähdruschfrüchte

Gesamt

 

21.041

 

25.647

 

24.081

Pflanzkartoffeln   2.955   3.040   2.868
Gesamt 23.996 28.687 26.949

Die Stabilität in der Vermehrungsproduktion ist letztendlich auch mit ein Verdienst der politischen Rahmenbedingungen, die wir im Land Mecklenburg-Vorpommern für die Branche haben.

 

2. Zur Kartoffelwirtschaft

Der SVM M/V e. V. ist als Verband auch der Interessenvertreter der gesamten Kartoffelwirtschaft des Landes. Im Jahr 2021 wurden von 380 landwirtschaftlichen Unternehmen 12.500 ha Kartoffeln angebaut. Der Kartoffelanbau hat sich in den letzten 5 Jahren auf einem relativ niedrigen Niveau um 1.300 ha erhöht. Für die Verarbeitungs-industriestandorte Hagenow, Stavenhagen, Dallmin und Kyritz produzieren die Landwirte aus Mecklenburg-Vorpommern etwas 400.000 t Rohware. Der Bedarf ist aber noch höher. Eine wesentliche Rolle spielen die Gesundlagen in Mecklenburg-Vorpommern für die Kartoffelwirtschaft. Im Jahr 2020 wurde die Gesundlagenverordnung in Abstimmung mit der Wirtschaft durch das Landwirtschaftsministerium neu verabschiedet. In einer Besprechung im September 2021 mit allen Züchterhäusern des Landes und der zuständigen Behörde –  (LALLF), – haben wir weitere Eckpfeiler für die Sicherung des Kartoffelstandortes in Mecklenburg-Vorpommern festgelegt. Aus heutiger Sicht schätzen wir ein, dass der Katoffelbedarf weltweit höher wird, ob als Frisch- oder Veredlungsprodukt.

Auch aus der Sicht der Fruchtfolge orientieren wir auf die Erweiterung des Kartoffelanbaus, wohlwissend, dass das mit erhöhtem Investitions- und Arbeitskräftebedarf verbunden ist. Die im Land geschaffenen politischen Rahmenbedingungen zum Kartoffelanbau sind gut (Förderung von Aufbereitungsanlagen, Förderung der Beregnungsanlagen, Verpachtung von Landesflächen an kartoffelanbauende Betriebe, Sicherung der Landessortenversuche, usw.).

Fazit:

Bei aller positiven Entwicklung der Saatgut- und Kartoffelbranche, sehen wir auch Probleme, die wir lösen müssen. Um nur einige anzusprechen:

  • weitere Bereitschaft der Landwirtschaft zur Vermehrungsproduktion
  • Sicherung eines betriebswirtschaftlichen Auskommens durch die Vermehrungsproduktion
  • Regulierungen beim Einsatz von Mineraldüngemittel, besonders bei Stickstoff
  • zunehmender Wegfall von wichtigen Wirkstoffen im Pflanzenschutzmittelbereich
  • Absicherung der notwendigen Arbeitskräfte in der Vermehrungsproduktion (Selektion, Aufbereitung usw.)
  • Eigentümerwechsel und Wechsel der Geschäftsführungen wirken sich nicht immer positiv auf den Erhalt der Vermehrungsproduktion aus
  • Seitens der Züchtung und der VO-Firmen, brauchen wir ein noch größeres Miteinander mit den Landwirten, nur als Netzwerk aller drei Partner, kann die Vermehrungsproduktion nachhaltig organisiert werden
  • Stärkere Einbeziehung des Produkts Saatgut als Überträger der züchterisch erzeugten Genetik (Sorte) über die Wissenschaft (LFA) in die Praxis

 

Der SVM M/V e. V. begeht in diesem Jahr sein 30-jähriges Bestehen und wird aus diesem Anlass am 22. Juni mit der obligatorischen Mitgliederversammlung gleichzeitig eine Festveranstaltung mit namhaften Referenten und Gästen durchführen. Wir möchten Sie dazu schon jetzt recht herzlich einladen.

Dieter Ewald

Geschäftsführer

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